Nach Tragödie neue Räume in Lienen

2020 ist seine Begegnungsstätte durch eine Gasexplosion zerstört worden. Nun konnte der AWO-Ortsverein Lienen endlich neue Räume beziehen – und schon über 20 neue Mitglieder gewinnen.

Text: Jörn-Jakob Surkemper
Hell und lichtdurchflutet: Die neue Begegnungsstätte des Ortsvereins Lienen. Foto: privat

Die Nachmittagssonne scheint durch die großen Schaufenster und taucht das neue AWO-Ortsvereinsheim „AWO Mittendrin“ in goldenes Licht. Die Räume sind frisch renoviert und luftig eingerichtet. 52 Sitzplätze verteilen sich großzügig auf einige Tische rund um eine kleine Theke. In einer Ecke gibt es eine Spielecke mit einem Tippi. An einer Wand bildet eine antike Uhr, Marke Eiche rustikal, einen schönen Kontrast zum vorherrschenden Weiß.
Zwischendurch bringt ein Nachbar zwei Toilettenschilder. So wie diese sei ein Großteil der Einrichtung gespendet worden, berichtet die erste Vorsitzende des Ortsvereins, Sa­brina Kramer (41), darunter Besteck und Geschirr für 100 Personen oder Brettspiele. Die Möbel stammten aus einer Gastronomieauflösung. „Jetzt sind wir fast fertig. Es fehlen nur noch zwei Lampen“, freut sich auch Schriftführer Peter Jahnke (67).

Im Februar waren die neuen Räume inoffiziell mit einem Tag der offenen Tür eröffnet worden. „Es war rappelvoll.“ Die offizielle Eröffnung soll im Juni mit einem großen Fest folgen, zu dem auch andere Ortsvereine eingeladen sind. Neben dem ersten Sonntagscafé kündigt das selbstkopierte und -gefaltete Programmheft ein Dutzend weitere Termine an: vom Café über den Familienspielenachmittag bis hin zu verschiedenen Kreativangeboten.

„183 Mitglieder hat der AWO-Ortsverein Lienen, 22 davon sind 2024 dazugekommen."

Sabrina Kramer

Fast genau vier Jahre musste der Ortsverein ohne eigenes Domizil auskommen, das sich vorher nur einen Steinwurf entfernt am Diekesdamm befunden hatte. Der Grund war tragisch. „Am Vormittag des 8. Februar 2020 erhielten wir einen Anruf“, erinnert sich Sabrina Kramer. „Anwohner hatten Gas im Haus gerochen und die Feuerwehr alarmiert, die das Gebäude evakuierte.“ Als zwei junge Feuerwehrleute eine Kellertür öffneten, brachte eine Explosion Teile der Kellerdecke zum Einsturz. Einer der Feuerwehrmänner starb, der andere wurde schwer verletzt. In dem Raum soll sich eine geöffnete Gasflasche und eine brennende Kerze befunden haben, die durch die plötzliche Sauerstoffzufuhr die Explosion auslöste. Ein Täter konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Der AWO-Ortsverein stand vor dem Nichts; Inventar aus über 50 Jahren war zerstört. Dann kam Corona. „Wir haben alles versucht, um den Kontakt zu unseren Mitgliedern zu halten“, berichtet Jahnke. „Die wohnen zum Teil weit verstreut und vereinzelt auf Höfen in der Umgebung, sodass wir Hausbesuche gemacht haben, soweit das möglich war.“ Als die gelockerten Kontaktsperren es zuließen, konnte der Ortsverein zwischenzeitlich Räume der evangelischen Kirchengemeinde oder die Aula einer Waldorfschule nutzen. Hoffnung auf eine Wiedereröffnung der Begegnungsstätte gab es im November 2022, nachdem der Eigentümer das beschädigte Gebäude instandgesetzt hatte. Doch kurz vor Vertragsunterzeichnung vermietete er die Räume doch anderweitig.

„Im Sommer 2023 kam der damalige Mieter der jetzigen Räume, ein Juwelier, auf uns zu, der ohnehin in Rente gehen wollte und bereit war, das Geschäft etwas früher aufzugeben“, so Jahnke weiter. Das Warten auf die Baugenehmigung und der Umbau selbst dauerten ein weiteres gutes halbes Jahr. Unter anderem musste die alte Werkstatt-Küche und barrierefreier Toilette weichen, ein neuer Boden mit Fußbodenheizung verlegt werden. Für die Medienausstattung bekam der Ortsverein Fördermittel im fünfstelligen Bereich vom Bezirksverband Westliches Westfalen und vom Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. So konnte der Ortsverein die Räume mit einer neuen Multimediaanlage samt Beamer ausstatten, die Filmvorführungen ermöglicht, wie sie auch früher stattfanden.

Räumlich musste sich der Ortsverein gegenüber den alten Räumen um 20 Quadratmeter auf jetzt 180 Quadratmeter verkleinern. Doch Lage und Ausstattung konnten verbessert werden: „Wir sind jetzt noch exponierter in der Ortsmitte“, freut sich Sabrina Kramer – daher auch der neue Name „AWO Mittendrin“. Das alles hat das Vereinsleben offenbar schon vor der Eröffnung beflügelt. Über 20 neue Mitglieder konnte der Ortsverein in diesem Jahr bereits gewinnen, darunter viele Familien und Menschen im Alter von unter 30 Jahren.

INFO

Ortsverein Lienen
Sabrina Kramer
Hauptstraße 3
49536 Lienen
Tel.: 0160 90316183
awoovlienen@gmx.de

Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.