Eine Erfolgsgeschichte

Die Schulung zur Kita-Integrationsbegleiterin bietet Frauen die Chance auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt und eine Unterstützung für Kitas mit vielen Kindern mit Zuwanderungsgeschichte.

Text: Sophia Schalthoff
Zeina Zaarour spielt gerne mit den Kindern und unterstützt damit die pädagogischen Fachkräfte. Foto: Birgit Frey

Ein Kamera-Team zu Gast im Wohnzimmer: Das hat man nicht alle Tage. „Obwohl es ja gar nicht mein Wohnzimmer war, war ich tierisch aufgeregt“, sagt Carina Wildt und lacht. Das Wohnzimmer gehörte Elhan Amiri Asl. Die Iranerin war Teilnehmerin der ersten Schulung zur Kita-Integrationsbegleiterin. Zum Start der Schulung im Februar letzten Jahres war der WDR auf das Pilotprojekt im Kreis Coesfeld aufmerksam geworden und besuchte die Schulungsteilnehmerin zu Hause, um dort einen kurzen Beitrag für die Aktuelle Stunde zu drehen. Elhan Amiri Asl hat den aufregenden Dreh super gemeistert. Und auch Schulungsleiterin Carina Wildt war am Ende des Tages sehr stolz. Die Sozialarbeiterin ist verantwortlich für die Durchführung der Schulung.

Geflüchtete Frauen, Frauen mit Migrationsgeschichte, die in ihrer Heimat bereits eine pädagogische Berufsausbildung absolviert haben, die hier in Deutschland nicht anerkannt wird, oder aber sich aufgrund von Kinderbetreuung und mangelnder Sprachkenntnisse schwertun, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, haben die Chance, sich zu Integrationsbegleiterinnen in Kindertagesstätten ausbilden zu lassen. Die Schulung ist ein Modellprojekt und wird vom NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration und der Auridis Stiftung gefördert. Als Träger der Maßnahme, die über das Jobcenter des Kreises Coesfeld läuft, fungiert die rebeq GmbH. Die Schulung selbst wird durch den AWO Unterbezirk durchgeführt. Mit großem Erfolg, wie sich zeigt: Im Januar ist bereits die dritte Schulung gestartet, dieses Mal in Münster und im Februar hat in Coesfeld Schulung Nummer vier begonnen. Das Jobcenter schlägt als Teilnehmerinnen infrage kommenden Frauen die Schulung vor, bewerben müssen sie sich allerdings selbstständig bei Carina Wildt. „Alle Teilnehmerinnen kommen aus freiem Willen, und nicht, weil es eine Pflichtmaßnahme des Jobcenters ist. Deshalb hat bislang auch noch keine von ihnen abgebrochen“, sagt Carina Wildt und Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. „Mittlerweile melden sich aber immer häufiger Frauen, die nicht über das Jobcenter vermittelt wurden. Sie haben von der Schulung gehört und wollen auch unbedingt teilnehmen“, erzählt Carina Wildt. Die Teilnehmerinnen kommen aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Libanon oder der Türkei.

„Wir gehen aber auch auf Unterschiede zwischen der Kinderbetreuung in den Heimatländern der Frauen und in Deutschland ein.“

Carina Wildt

Insgesamt fünf Monate dauert die Zertifizierung zur Integrationsbegleiterin, die ein dreiwöchiges Praktikum in einer Kita beinhaltet. Geschult wird von Montag bis Freitag, immer vormittags. Auf dem Stundenplan stehen viele pädagogische Inhalte. „Man kann das mit einer niederschwelligen Erzieher:innen-Ausbildung vergleichen“, erklärt Rebecca Nothelle, die als gelernte Erzieherin zum Schulungsteam gehört. Aktionsplanung, Teamarbeit, Kommunikation mit den Eltern, Verhalten der Kinder, Unterstützung für die Erzieher:innen – all das sind Themen des Kurses. „Wir gehen aber auch auf Unterschiede zwischen der Kinderbetreuung in den Heimatländern der Frauen und in Deutschland ein“, sagt Carina Wildt.

„Uns ist es auch wichtig, die Themen Kindeswohlgefährdung und Kinder-Rechte in dem Kurs intensiv zu besprechen“, ergänzt Rebecca Nothelle. Mit der abgeschlossenen Schulung erhalten die Frauen ein Zertifikat, mit dem sie sich bei Kindertageseinrichtungen oder auch im Offenen Ganztag bewerben können. Die Integrationsbegleiterinnen unterstützen die Fachkräfte bei der pädagogischen Arbeit und leisten dabei eine wertvolle Hilfe bei der Kommunikation mit Familien mit Zuwanderungsgeschichte. „Gerade wegen ihrer eigenen Geschichte können sie sich besonders gut in die Ängste und die Probleme der Kinder hineinversetzen und sind daher eine wertvolle Unterstützung für die Einrichtungen“, beschreibt Carina Wildt die Vorzüge einer Integrationsbegleiterin. Das sahen bereits einige Einrichtungen genau so. Denn zur Erfolgsgeschichte gehört auch die gute Quote an Beschäftigungsverhältnissen nach der ersten Schulung. „Vier Frauen arbeiten jeweils in einer OGS, zwei sind in Kitas beschäftigt. Zwei weitere Teilnehmerinnen haben sich entschlossen, zuerst ihren Schulabschluss nachzuholen und eine hat sogar die Ausbildung zur Kinderpflegerin begonnen“, resümiert Carina Wildt. Auch in der vor kurzem beendeten zweiten Schulung haben einige Teilnehmerinnen eine mögliche Anstellung in Aussicht. Zuvor hatten die Teilnehmerinnen ihr Können in dem dreiwöchigen Praktikum im Kita- oder OGS-Alltag unter Beweis gestellt. Edla Alhadad, Nouhad Alhadad, Zeina Zaarour legten sich in der OGS der Grundschule Dernekamp in Dülmen mächtig ins Zeug. Beim Basteln, Spielen oder auch als Ansprechpartnerinnen für die Kinder waren sie eine Unterstützung für Teamleiterin Sabine Ahrens.

INFO

Fachbereich Migration
Schulungen
Carina Wildt
Rappaportstraße 8
45768 Marl
Tel.: 0176 19003333

Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.